Schwarzwalduhren
Es war einmal...
Der "Ackerer" bearbeitete als Tagwerk im Sommer im Schweiße seines Angesichts ein "Joch" (etwa 3.300 m²). Im Winter gab es weniger zu tun, das Holz lag nicht weit vor der Tür, so wurden Löffel, Gabel, Teller etc., also die Gegenstände des täglichen Gebrauchs, aus Holz geschnitzt. Auch diese waren in der armen Gegend wertvoll, so dass die Redensart "den Löffel abgeben" entstand.
Bild: Pixabay
Video: SWR - Planet Schule "Der Schwarzwald"
Als Ausgleich erhielten ältere Brüder einen „Kuhteil“: ein dreiviertel Hektar Land, auf dem man ein Haus bauen und eine Kuh ernähren konnte. Da diese „Häusler“ wussten, dass sie vom Hof nicht leben konnten, erlenten viele ein Handwerk, wenn sie nicht auf dem Hof arbeiten wollten, ohne ein Entscheidungsrecht zu besitzen.
Video: SWR - Planet Schule "Die Uhrmacher"
Lackschilduhr
Die Urform der Schwarzwälder Uhr ist nicht die Kuckucksuhr sondern die Lackschilduhr. Das Uhrenschild mit dem Zifferblatt wurde vorzugsweise aus Tannenholz angefertigt, während man bei Zahnrädern, Achsen etc. auch andere Hölzer findet. Das Schild erhielt zuerst eine Grundierung aus Kreide in Leimwasser aufgelöst. Danach erfolgte ein mehrmaliger Überzug von Kremserweiß in Terpentinfirnis aufgelöst. Erst jetzt erfolgte die eigentliche Bemalung. Der letzte Überzug war Schellack. Daher die Bezeichnung Lackschilduhr. Die Schildermaler lebten ausgesprochen ungesund. Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen des hohen Bleigehalts im Kremserweiß waren die Ursache. Bleikolik und Auszehrung findet man häufig im Gefolge dieser Beschäftigung. Die ersten Jahre übernahmen die Frauen auf dem Hof diesen Tätigkeit, so dass viele daran erkrankten. Später übernahmen Schildermalerbetriebe die Bemalung. Ab 1850 wurde das Bleiweiß durch Zinkweiß ersetzt.
Die Furtwanger Uhrmacherschule
1850 gründete der Ingenieur Robert Gerwig in Furtwangen die erste deutsche Uhrmacherschule. Das Ausbildungsziel war der tüchtige Facharbeiter, was den Forderungen und Bedürfnissen der Schwarzwälder Uhrmacherei entsprach.
Trotz der überragenden Bedeutung der Uhrmacherei für die Region, sahen die Behörden, nachdem sich in den 60er Jahren die Lage der Schwarzwälder Uhrmacherei verbessert hatte, 1864 keine Notwendigkeit mehr für das Weiterbestehen der Schule. Nur der ehemalige Lehrer Lorenz Bob bildete in seinem Haus in Furtwangen noch weiterhin Lehrlinge aus. 1877 erfolgte die Gründung einer Meisterschule.
Einen besonderen Aufschwung und die Begründung ihres Ansehens im In- und Ausland erfuhr die Furtwanger Anstalt durch Maschineningenieur Heinrich Bauman, der die Leitung der Schule im Jahre 1900 übernahm und bis 1922 innehatte. Professor Baumann war ein hervorragender Fachmann der internationales Ansehen auf dem Gebiet der Zeitmesstechnik erlangte.
Das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen
1852 begann der Direktor der Großherzoglich Badischen Uhrmacherschule Furtwangen, Robert Gerwig, alte Uhren als Zeugnisse traditioneller Uhrmacherkunst zu sammeln. Heute besteht die Sammlung des Deutschen Uhrenmuseums am Robert-Gerwig-Platz 1 in 78120 Furtwangen im Schwarzwald aus mehr als 8.000 Objekten aus aller Welt.
Bild: Deutsches Uhrenmuseum Furtwangen
Die Schwarzwälder Uhrenindustrie
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Uhrmacherschule Furtwangen in zwei Zweige aufgegliedert: eine Berufliche Schule und die Staatliche Ingenieurschule für Feinwerktechnik, die mit Einführung der Fachhochschulen 1971 zur Fachhochschule Furtwangen (FHF) wurde.
1992 wurde der Neubau des Deutschen Uhrenmuseums eingeweiht (im Bild rechts neben der Robert-Gerwig-Schule).
Die bekanntesten noch aktiven Hersteller Schwarzwälder Uhren sind: Hanhart in Gütenbach (Stoppuhren und Armbanduhren), Hermle Uhren in Gosheim (Wohnraumuhren), Junghans in Schramberg (Armbanduhren und Designeruhren), Rombach & Haas in Schonach (Kuckucks- und Schwarzwalduhren).
Nicht mehr aktiv sind z. B.: Uhrenfabrikation Lenzkirch, Badische Uhrenfabrik Furtwangen AG (BADUF), Mauthe, Uhrenfabrik Villingen.
Als die Meister der Schwarzwälder Uhrenindustrie sahen wie die ausländischen Werke durch die Exporterfolge gezwungenermaßen ihre Qualität steigerten, begannen sie ebenfalls höherwertige Uhren herzustellen: Wecker, Rahmenuhren mit vielen Ausschmückungen (Bilderuhren, Augenwender), Porzellanuhren, Kapuziner mit Angelusläuten, Trompeteruhren, Kuckucksuhren, Figurenuhren (z. B. Wachsoldaten, Schlachteruhren, Glockenschläger), Glockenspieluhren, Flötenuhren etc., also Uhren, die sich zunächst nur der Adel und das wohlhabende Bürgertum leisten konnten.