Kuckucksuhren
Wer die erste Kuckucksuhr gebaut hat, ist unklar. In der Literatur findet man unterschiedliche Versionen.
- 1615 hatte Salomon de Claus beschrieben, wie man mit zwei Pfeifen den Kuckucksruf nachahmen kann.
- 1619 erwarb Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen eine Uhr mit Kuckucksschrei.
- Danach findet man in Musik- und Figurenautomaten gelegentlich die Nachahmung eines Kuckucks, bis
- 1669 Domenico Martinelli aus Luca in Italien vorschlug, den Kuckucksruf für die Anzeige der Stunden zu verwenden.
- Franz Anton Ketterer (1676 - 1749) aus Schönwald gilt als erster Uhrmacher, der im Schwarzwald Kuckucksuhren herstellte.
Funktion
Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde das Schlagwerk in der Regel durch eine Schlossscheibe gesteuert. Heute üblich ist das Ineinanderspiel von Stufenrad und Auslösehebel. Während sich das Gewicht am Uhrwerk-Kettenzug permanent nach unten bewegt, ist die Schlagauslösung blockiert. Mit dem Stundenzeiger ist ein Stufenrad mit zwölf Stufen gekoppelt. Befindet sich der Minutenzeiger in „Zwölf-Uhr-Stellung“ löst sich für einen kurzen Moment eine Sperre und ein vertikal verzahnter Auslöserhebel (Rechen) fällt auf das Stufenrad, also je nach Uhrzeit unterschiedlich tief. Um zwölf Uhr ist die Stufe am kleinsten und der Auslöser fällt am tiefsten. Die Blockierung wird gelöst und der Schlag-Kettenzug setzt sich in Bewegung. Er treibt ein Nockenrad an, welches die „Bedienung“ des Schlagwerks übernimmt. Dabei werden zeitversetzt über ein Drahtgestänge zwei mit kleinen Gewichten oder Holzblöcken beschwerte Blasebälge angehoben und wieder losgelassen. Jeder Blasebalg pumpt Luft in eine kleine Pfeife, wodurch der Kuckuckston entsteht (zuerst der hohe Ton, dann der tiefere). Der Eindruck eines Kuckucksrufs kommt nur zustande, wenn das Auslösen der Pfeifen im richtigen Abstand zueinander liegt. (s. Video auf der nächsten Seite)
Im September 1850 rief Robert Gerwig, der Direktor der Großherzoglich Badischen Uhrmacherschule in Furtwangen, zu einem Wettbewerb für ein zeitgemäßes Uhrendesign auf. Der folgenreichste Entwurf stammt von Friedrich Eisenlohr, der als Architekt für die meisten Bauten entlang der badischen Staatseisenbahn verantwortlich war. Eisenlohr versah die Fassade eines Bahnwärterhäuschens mit einem Zifferblatt. Als Beispiel sehen Sie eine eher seltene Tisch-Kuckucksuhr vom Ende des 19. Jh.:
Werk: Ausgeschnittenes Messingwerk mit Schwarzwälder Hakengang. Stunden- und Halbstundenschlag auf Tonfeder mit gleichzeitigem Kuckucksruf. Federaufzug. Schlagwerk mit Schnecke und Stahlseil.
Gehäuse: Braun eingefärbtes Holzgehäuse. An beiden Frontseiten geschnitzte Weinreben aufgesetzt. Dachbekrönung mit geschnitztem Kuckuck und Weinlaub. Zifferblatt mit römischen Stunden aus Bein.
Zeiger: Schwarzwälder Beinzeiger.
Kuckucksuhr
Die Kuckucksuhr mit Achttagewerk aus der Mitte des 19. Jh. hat ein dekoratives, handgeschnitztes Gehäuse in der Bahnhäusleform, die kurz zuvor erst entwickelt wurde.
Der Aufsatz fehlt. Rechts und links sitzen unter einem Blatt (wahrscheinlich ein Weinblatt) je ein Kuckuck auf einem Blatt. Darunter befinden sich weitere sechs fein geschnitzte große Blätter. Die Elfenbeinzeiger sind handgeschnitzt, das Zifferblatt hat römische Ziffern, über der zwölf öffnet sich die Tür für den Kuckuck, die Gewichte in Tannenzapfenform sind vergoldet.