Geschichte
Der Saarländer
Vauban berichtet Ludwig XIV: "Hier sieht es aus wie in Kanada: viel Wald, viel Wasser und keine Menschen." Durch seine Festungsbauten beginnt die Wiederbesiedlung des Saarbeckens durch Nassauer, Tiroler etc. – die Geburtsstunde des "Saarländers".
1766 tauschte Ludwig XV die Herrschaft Püttlingen mit dem Fürsten Christian Ludwig zu Wied-Runkel gegen die Abtei Wadgassen. Dieser verkaufte Püttlingen 1788 an den Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken. 1792 besetzten die französischen Revolutionstruppen die Gebiete an der Saar und Püttlingen wurde zu Puttelange und gehörte zum Departement Moselle. Nach der Niederlage Napoleons 1815 wurde das Gebiet zwischen Preußen, Bayern und Oldenburg aufgeteilt (s. Karte). Auch nachdem 1834 die Zollgrenzen fielen, begann der wirtschaftliche Aufschwung und das Agrarland wandelte sich zur Industriekultur mit Kohlegruben, Eisenwerken und Glashütten. – Wenn man es geschafft hätte, die aus England gelieferte Lokomotive richtig zusammen zu bauen, wäre die erste Eisenbahn Deutschlands im Saarland gefahren!
Das Saarland
1870 erklärt Frankreich Preußen den Krieg. Nachdem Alt-Saarbrücken einige Tage besetzt ist, kommt es am 6. August zur Schlacht auf den Spicherer Höhen mit fast 9.000 Toten. Von 1871 bis 1919 gehören die Gebiete an der Saar zum Deutschen Kaiserreich (Rheinprovinz), das bis Metz und Nancy reicht.
1920 kommt es zur Gründung des Saargebiets – die Geburtsstunde des Saarlands – unter französischer Besatzung. 1935 wird das Gebiet unter dem Namen Saarland dem Deutschen Reich angegliedert.
Nach dem zweiten Weltkrieg gehörte das Territoire du Bassin de la Sarre zunächst zur französischen Besatzungszone. 1947 erhielt das Saarland eine eigene Verfassung und die Saarländer eine eigene Staatsbürgerschaft. Am 23. Oktober 1955 wird eine Volksbefragung zur Europäisierung des Saargebiets durchgeführt, deren Ergebnis in der Folge dazu führt, dass das Saarland seit 1957 zur Bundesrepublik Deutschland gehört.
Was blieb oder bleibt?
- Viele Saarländer haben französische Verwandtschaft.
- Durch das viele Hin- und Hergeschiebe fühlen sich die meisten Saarländer als Europäer.
- Wenn man die Grenze zu Rheinland-Pfalz überschreitet, fährt man ins "Reich", in die andere Richtung fährt man Cremant oder Petit Four kaufen.
- Man bekommt gelegentlich gesagt, dass man eigentlich sehr gut deutsch spricht.
- Das 'Savoir vivre' ist so nah, dass das Saarland die höchste Dichte an Sterne-Restaurants in Deutschland besitzt.
- ...
- Das Saarländische Uhrenmuseum hat eine umfangreiche Sammlung von Comtoise-Uhren
- und die eine oder andere interessante französische Uhr (s. nächste Seite).
Die Wanduhr (um 1800) hat ein weißes Porzellanschild mit – von außen nach innen – arabischen Zahlen von 1 bis 31 für die Tage des Monats, einem Minutenring, einem Ring mit römischen Zahlen von 1 bis 12 und einem Kranz mit den vier Mondphasen. Im innersten Kranz sind die Abkürzungen für 2mal sieben Wochentage aufgemalt: JEU (Jeudi-Donnerstag), VEN (Vendredi-Freitag), SAM (Samedi-Samstag), DIM (Dimanche-Sonntag), LUN (Lundi-Montag), MAR (Mardi-Dienstag), MER (Mercredi-Mittwoch). Weiter folgen die Symbole für Jupiter (Donnerstag), Venus (Freitag), Saturn (Samstag), Sonne (Sonntag), Mond (Montag), Mars (Dienstag) und Merkur (Mittwoch). Die Uhr hat zwei zwiebelförmige Messingzeiger für Stunde und Minute, zwei schwarz lackierte Zeiger für die Anzeige von Wochentag und Tag im Monat. Das Messingwerk hat einen Massivholzrahmen mit Fingerzinken. Das Werk hatte wohl ursprünglich einen Spindelgang und wurde fachmännisch umgebaut. Es hat jetzt eine seltene Hemmung mit einem ungezahnten Hemmungsrad mit Stiften, wie bei einer Amanthemmung (Stiftenhemmung, Scherenhemmung, Mannhardtgang), aber einen Anker mit großem Öffnungswinkel. Das Sekundenpendel (eine volle Schwingung pro Sekunde) bewegt sich in einer speziellen, seltenen Pendelaufhängung.