24 Stunden?
In den Anfängen der Zeitmessung war von der Stunde keine Rede. Man benutzte Körpermaße, indem man zum Beispiel die Länge des eigenen Schattens mit den Füßen abmaß oder baute sich einfache Hilfsmittel wie diese Streiflichtuhr, die aus drei Holzstücken besteht.
Bild: Nachbau einer ägyptischen Sonnenuhr aus der Zeit von Sethos I (1290 bis 1279 v. Chr.).
Bei dieser "Uhr" ging es um die Einteilung der Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Der Querstab (Schattenwerfer, Gnomon) wurde morgens in Richtung Osten gelegt. Danach wanderte der Schatten auf dem Längsbalken von West nach Ost – im Bild von links nach rechts. Wenn der Schatten nicht mehr auf die Messlatte fiel, wurde die Uhr um 180° gedreht, um die Nachmittagszeit zu messen.
Den Tag in zwölf Stunden einzuteilen, findet man im 2. Jh. v. Chr. bei dem griechischen Astronom Hipparchos. Man übernahm die ägyptische Zählweise, statt der Finger die vier mal drei Fingerknochen zu zählen.
Die Zählung der zwölf Tagstunden begann bei Sonnenaufgang und endete bei Sonnenuntergang, an dem die zwölf Nachtstunden begannen. Dadurch ergaben sich die temporalen Stunden, die je nach Jahreszeit unterschiedlich lang waren.
Da die ersten Räderuhren nur die Stunde schlugen, war die Anpassung an die unterschiedlich langen Stunden kein Problem. Die Gewichte an den Waagbalken wurden der Jahrszeit entsprechend entweder nach innen (schneller – Winter) oder nach außen (langsamer – Sommer) geschoben.
Bild: Turmuhr von ca. 1530 im Turmuhrenraum
Bei einer Pendeluhr müsste das Gewicht nach oben (schneller) oder nach unten (langsamer) verlagert werden.
Uhren mit Zeitanzeige, die gleichmäßig gehen, sind leichter zu bauen und setzten sich mit der Zeit durch. Da Astronomen den Sonnenhöchststand sekundengenau bestimmen konnten, wurde dies als "12 Uhr Mittag" festgelegt.
Grafik: Zifferblatt einer Wand-sonnenuhr – temporale Stunden in schwarz, äquinoktiale Stunden in rot.
Am 24. November 1793 führten die Franzosen mit dem Revolutionskalender die Dezimalzeit ein. Der Tag wurde in 10 Stunden, eine Stunde in 100 Minuten und die Minute in 100 Sekunden eingeteilt. Daraus ergeben sich nicht nur gleich lange Stunden, sondern auch die Aussagen "5 Uhr Mittag" und "10 Uhr Mitternacht".
Bild: Französische Dezimaltaschenuhr
Die Dezimalzeit wurde von der Bevölkerung kaum akzeptiert. Ab 1796 spielte sie praktisch keine Rolle mehr.
Um Missverständnisse zu vermeiden wurde in vielen Staaten – zumindest für Eisenbahnen und öffentliche Betriebe – die 24-Stunden-Zählung eingeführt. In Deutschland geschah dies 1927. Eisenbahneruhren zeigen auf dem Zifferblatt üblicherweise einen doppelten Zahlenring, es gibt aber auch 24-Stundenuhren.
Bild: 24-Stundenuhr am Greenwich-Observatorium